Der Alltag im La Grande Mardelle
Wie soll ich nur am
besten anfangen? Unser französicher Host, das La Grande Mardelle
hebt sich durch mehrere Punkten von allen bisherigen Hosts ab. Der
erste Punkt ist wohl, dass es unser erster nicht-irischer Host ist.
Daher wurden wir mit einer neuen Kultur, einer neuen Sprache und
Lebensweise konfrontiert. Aber das war nicht das Problem. Die
Arbeitszeiten sind mit 40 Stunden pro Woche mit Abstand die längsten
die wir bis jetzt gehabt haben. Aber selbst über das können wir
beide hinwegschauen. Das schlimmste war mit Abstand unser Host
selber: Valerie. Sie hat es geschafft, sich selbst zur schlimmsten
Erfahrung in unserer bisherigen Reise zu machen. Aber erstmal von
vorne.
Ab dem 18. Juni 2016
lebten wir bei Valerie, der Inhaberin des Grande Mardelle. Dabei
handelt es sich um eine Farm die viele Tiere beherbergt und pflegt.
Es gibt einen Esel, 2 Kühe, 2 Pferde, 2 Schweine, mehrere Hühner,
Enten und Gänse, Fische, 3 Ziegen, eine Schafsherde, 4 Hunde, viele
Hasen , Vögel und auch Mäuse. Im Gegenzug, dass sie sich um diese
Tiere kümmert, erhält sie von einer Tierschutzorganisation Geld.
Des Weiteren vermietet sie 2 Gasthäuser und ein Schlafzimmer an
Gäste. Des Weiteren gibt es noch Alain. Ein geistich behinderter
Mann der bei Valerie lebt und kleinere Aufgaben macht. Zu guter
Letzt kommt unser Freund Lance. Lance ist ein 28-jähriger englischer
Freiwilliger, der bei unserer Ankunft schon 3 Wochen bei Valerie
lebte. Im Verlaufe der Zeit hat sich zwischen uns eine gute
Freundschaft entwickelt.
''Turkyboy'' - Dieser alte Junge hat einen immer gerne verfolgt und angegriffen |
Der ''Rottweiler'' - Diese Katze hat es gar nicht gefallen, gestreichelt zu werden |
Jetzt zur
eigentlichen Arbeit. Wir müssen 8:00 aufstehen und die Tiere fertig
machen, das heißt: füttern, Wasser geben, sauber machen…. Jeder
von uns hat dabei seine festgelegten Aufgaben. Und auch eine
festgelegte Aufgabenliste. Und jedes Mal wenn wir am frühen Morgen
eine Aufgabe fertig gemacht haben, mussten wir Valerie per
Walkie-Talkie Bescheid geben. Jedes einzelne Mal mussten wir alles
auflisten was wir und wie wir etwas gemacht haben. Ich gebe euch ein
Beispiel. Am Morgen ist es meine erste Aufgabe die Hunde aus ihrer
Hütte zu lassen. Wenn ich fertig bin und ihr es über Walkie-Talkie
Bescheid gebe klingt das dann etwas so:
-Guten Morgen
Valerie
-Hunde sind draußen
-Decke ist über die
Tür gehangen
-Boden ist gefegt
-Wasser wurde
nachgefüllt
-Fenster (der
Hundehütte) wurde geöffnet
Wenn man nichts
vergessen hat, bekommt man von ihr ein: OK.
Diese Praxis war
zwar sehr gewöhnungsbedürftig, aber damit konnten wir klar kommen.
Die Walkie-Talkies mussten wir die ganze Zeit bei uns haben, damit
sie uns immer erreichen kann. Aber erstmal weiter mit der Arbeit.
Nachdem die Tiere fertig waren, ging es ca. 8:40 zum Frühstück,
welches am Vortag schon vorbereitet wurde
.Von 9:00 Uhr gingen
wir dann bis ca. 13:00 arbeiten. Ich brauche keinen großen Text
schreiben von dem was wir gemacht haben. Dong hat 3 Wochen lang
Unkraut gezupft. Ich hingegen habe sowohl Stroh auf Blumenbeete
verteilt, damit kein Unkraut mehr wächst. Und wie Dong habe ich auch
Unkraut entfernt, zusätzlich durften wir am letzten Tag sogar die
Hundehütte neu streichen. Nach dem Mittagessen arbeiteten wir dann
bis 16:00.
Abendbrot gab es immer 19:00 Uhr, besser gesagt Suppe. Denn es gab zum Abendbrot immer Suppe. Genau 2 Kellen für jeden. NICHT MEHR und NICHT WENIGER. Danach mussten wir den Frühstückstisch für den Vortag decken.
Valerie in ihrem einsatzfahrzeug |
Die Küche von Valerie |
einge Felder die ich mit Stroh bedecken musste |
Abendbrot gab es immer 19:00 Uhr, besser gesagt Suppe. Denn es gab zum Abendbrot immer Suppe. Genau 2 Kellen für jeden. NICHT MEHR und NICHT WENIGER. Danach mussten wir den Frühstückstisch für den Vortag decken.
Gegen 21:00 sollten
die Tiere dann für die Nacht fertig gemacht werden. Das dauerte aber
nur 10 min. Insgesamt arbeiteten wir an einem Tag also 7 Stunden. Am
Samstag sind es nur 5 h und am Sonntag 1 h. Unser Alltag war strikt
(nach Valeries Plan) geregelt und aufgebaut. Und ihr hat es kein
bisschen gefallen, wenn ihr Plan nicht aufging.
Das kleine Gasthaus |
Das Drama
Die ersten 1,5
Wochen sind eigentlich gut verlaufen. Wir haben zwar gemerkt, dass
Valerie sehr bestimmerisch ist, aber wir hatten noch kein Problem
damit. Erst mit Borris bzw. seinem Verschwinden hat sich die Lage
verschlimmert.
Wer ist Borris fragt
ihr euch? Er hat kurze Zeit als Freiwilliger mit am Hof gearbeitet.
Er war etwas merkwürdig und hatte einen verdächtigen Hintergrund,
aber im Prinzip besaß er eine nette Persönlichkeit. Obwohl er nur
ein paar Tage blieb, entschied Valerie, dass er nutzlos sei und keine
gute Arbeit macht. Sie wollte ihn loswerden, wollt es ihm aber nicht
direkt sagen. Eines Tages hat sie ihn dann gefragt, ob er den Hof
nicht gemeinsam mit uns (Dong und mir) verlassen möchte. Er
antwortete dann, dass er schon morgen gehen möchte und ob sie ihn
nicht zum Bahnhof fahren kann.
Daraufhin ist sie
ausgeflippt. Sie ist einfach an die Decke gegangen. Ihre
Argumentation: Wenn du morgen gehen willst, warum nicht schon heute.
Es entstand ein großer Streit zwischen den beiden, der fast in
Gewalt endete. Valerie ist in den Wohnwagen gegangen wo Borris
schläft und hat all seine Sachen auf den Boden geschmissen. Borris
hat vergeblich versucht sie daran zu hindern. Es fielen auch viele
harte Schimpfwörter auf beiden Seiten. Und Borris hat sogar einmal
versucht Valerie zu schlagen. Und ich bin ehrlich: Ich kann ihn
verstehen. Schlussendlich ist Borris einfach gegangen (20 km entfernt
von der nächstgrößeren Stadt). Dieses ganze Theater war kein
schöner Anblick.
Diesen Tag würde ich als Wendepunkt bezeichnen in der Beziehung zwischen Lance und Vallerie. Denn diese wurde immer schlechter. Aber auch für uns beide wurde Valerie immer unausstehlicher.
Dong vor der Garage |
Diesen Tag würde ich als Wendepunkt bezeichnen in der Beziehung zwischen Lance und Vallerie. Denn diese wurde immer schlechter. Aber auch für uns beide wurde Valerie immer unausstehlicher.
An den letzten 2
Tagen zeigte sie dann ihr wirkliches Gesicht. Am Morgen hatte sie uns
noch ruhig gesagt, dass wir am Abend oder am nächsten Morgen (Tag
der Abreise) unseren Wohnwagen sauber machen sollen. Wir beide hatten
keine Probleme damit, doch am Abend hat sich alles geändert. Sie hat
uns gefragt, warum der Wohnwagen noch nicht sauber sei und weiter
ausgeführt, dass wir nicht wie die Tiere leben sollen. Darauf
wiederholte sie mehrmals, dass wir nun den Wohnwagen sauber machen
sollen (was wir natürlich vorhatten). Ich persönlich war dafür
verantwortlich, dass der Frühstückstisch draußen gedeckt ist.
Teller, Tassen, Besteck und Marmelade sollte schon am Abend auf den
Gartentisch stehen, weil Valerie es nicht am Morgen machen wollte.
Sie sagte später
die Worte die ich nicht glauben konnte. Wenn Morgen früh nicht alles
fertig ist wie sie es will, dann würde sie uns nicht zum Bahnhof
fahren (der Bahnhof ist 20 km entfernt). Um es für euch
zusammenzufassen: Wir haben drei Wochen lang, 40 Stunden pro Woche
für sie gearbeitet. Es war egal ob es geregnet hatte oder wie heiß
es war. Wir haben immer unsere Aufgabe gemacht, ohne uns einmal zu
beschweren. Und sie drohte uns nun damit, nur weil wir EINE Aufgabe
vielleicht nicht schaffen, uns nicht zum Bahnhof zu fahren. Unsere
ganze Reise hing im Übrigen davon ab.
Schweinegehege |
Das Vogelhaus |
Und wo man denkt es
wird nicht schlimmer: Am nächsten Morgen hat sie uns sehrn
gestresst. Sie ließ uns den Wohnwagen 3 mal sauber machen. An allen
Stellen, selbst unter den Matratzen… Da das Toilettenfenster offen
war, hat es in der Nacht etwas rein geregnet. Sie beschrieb es aber
viel charmanter: ,,Der ganze Wohnwagen ist voller Urin‘‘.
Die
schlimmste Handlung sollte aber noch folgen. Sie hatte darauf
bestanden, dass Lance gehen soll, weil die Beziehung nach ihrer
Meinung nicht mehr funktioniert. Lance inzwischen unser Freund, ein
Mann der 6 Wochen jeden Job für sie getan hatte. Und sie schmeißt
ihn einfach raus. Keine Dankbarkeit, kein Respekt. Das einzig Gute
war, dass Lance sie wieso verlassen wollte und daher schon
Flugtickets zurück nach England besaß. Uns hat sie übrigens am
Ende doch zum Bahnhof gefahren.
Ententeich |
Obstgarten |
Diese drei Wochen waren nicht nur schlecht. Die Arbeit war nicht sehr anstrengend und es hat sehr viel Spaß gemacht mit den Tieren zu arbeiten. Es gab sogar eine Feier zu Valeries 50sten Geburtstag. Dieser Ort hätte eine schöne Erfahrung seien können.
Happy End
Es gibt ein Happy
End. Wir bleiben mit Lance in Kontakt und er hat Valerie auf der
Website wo sie sich als Host anbietet, gemeldet. Und das mit Erfolg.
Ihr Profil wurde gespeert und es wird daruf geachtet, dass sie nicht
noch eins macht, denn das war bereits ihr zweites. Sie wurde also
schon einmal gebannt.
Unser nächster Host in Belgien ist eine wahre Überraschung und ein viel besserer Ort als wir beide gedacht haben. Was so besonders ist und was uns dort erwartet, erfahrt ihr im nächsten Eintrag.